Das Will, Skill, Tool Model und der 8-Punkte-Plan

Das Will, Skill, Tool Model und der 8-Punkte-Plan

Aktuell führen wir viele Onlinesprechstunden zur Umsetzung des 8-Punkte-Plans durch. Bei einer der letzten Onlinesprechstunden habe ich mich an das Will, Skill, Tool Modell von Knezek et al. und dessen Aussagen erinnert gefühlt. Wie es dazu kam:

Das Will, Skill, Tool Model von Knezek, Christensen und Fluke (2003, hier) postuliert, dass neben der Verfügbarkeit digitaler Geräte für Lernende und Lehrende (Tool) sowohl die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Lehrenden (Skill) als auch der Wille der Lehrenden (Will) entscheidende Faktoren für die Nutzung digitaler Medien in der Schule sind. Diese drei Bereiche erklären bis zu 90 % der Varianz im Einsatz digitaler Medien im Unterricht.

Bei der Umsetzung des 8-Punkte-Plans werden die Tools zur Verfügung gestellt (Mehr dazu hier). Für den Bereich Skills gibt es Angebote für Lehrende auf unterschiedlichen Ebenen, das beginnt bei österreichweiten MOOCs, geht über einzelne Hochschullehrgänge an Pädagogischen Hochschulen bis zu SCHILFS und SCHÜLFS, Onlinesprechstunden und Schulentwicklungsinitiativen. Hinzu kommt, dass durch die Phasen des Distance Learnings die Anwendungskenntnisse (!) der Lehrenden im Schnitt ohne Zweifel zugenommen haben.

Bleibt der Bereich Will. Wir befinden uns am Ende eines äußerst herausfordernden Schuljahres, viele Lehrende sind körperlich und emotional ausgelaugt – und das hat sich bei manchen Sprechstunden sehr deutlich gezeigt. Der günstigste Zeitpunkt ist das aus diesem Grund für neue, umfassende Initiativen nicht. Andere Gründe sprechen klar dafür, die Initiative genau jetzt auf den Boden zu bringen. Kurz und vage formuliert: für eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes sollte man diesen Aspekt unbedingt berücksichtigen, sowohl auf Schulebene, wie auch bei den Vorgaben seitens der Behörden.

Unschärfen im Will, Skill, Tool Model

Zwei Unschärfen im Will, Skill, Tool Model möchte ich ansprechen.

1) Skill: hier gibt es Unschärfen bei der Eindeutschung. Im ursprünglichen Modell wurden tatsächlich Items zu Fertigkeiten und Fähigkeiten verwendet. Anwendungskenntnisse wurden abgefragt.

Beat Döbeli Honegger und Dominik Petko integrieren in den Bereich Skills gerne TPACK (Quelle). Das ist nachvollziehbar, aber wiederum mehr als das ursprüngliche „Skills“, weil TPACK ja eigentlich auch Inhaltswissen und pädagogisches Wissen umfasst. TPACK bezieht auf „Knowledge“, WST auf „Skills“.

Die Diskussion verläuft im deutschen Sprachraum anders als im angloamerikanischen. Ich denke aber, dass man das auflösen könnte und zu dem Begriff Kompetenzen übergehen könnte. Fertigkeiten sind ein Teil von, aber weniger als Kompetenzen, ebenso Wissen. Kompetenz würde unter anderem neben den ursprünglich angesprochenen Fertigkeiten auch Wissen beinhalten. Hier gibt es also Unschärfen in der Formulierung und Aussage.

Einen anderer Weg: Knezek und Christensen haben 2016 das Modell zum Will, Skill, Tool, Pedagogy – Model erweitert. Demnach wäre Skill dem TK aus TPACK zuordenbar, Pedagogy dem PK aus TPACK.

2) Will: hier gibt es die Unschärfe bereits im ursprünglichen Modell: Will wäre zu übersetzen mit „Wille“. Tatsächlich werden mit den Items der Fragenbatterien Einstellungen zu Computern und Informationstechnologie abgefragt. Es wäre durchaus überlegenswert, Will in Bezug auf bspw. Motivation, Selbstwirksamkeitserwartung erweitert aufzufassen und dementsprechend zu untersuchen. Wie oben erwähnt: gerade die Motivation und Selbstwirksamkeitserwartung erscheinen mir hier als wesentlich.

Zusammenfassend: Ich sehe es als eine durchaus lohnende Aufgabe, sich grundlegend in den nächsten 15 Jahren mit einem Wille, Kompetenz, Werkzeug – Modell auseinanderzusetzen. Vor allem die Diskussion mit Bildungswissenschafter*innen zu Will und den Konstrukten Motivation und Selbstwirksamkeitserwartung hätte seinen Reiz. Solch lohnende Aufgaben sehe ich zurzeit aber mehrere. 😉



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